Es war einmal ein Land, das bei seinen Nachbarn als reich galt. Und weil es sich tatsächlich einen gewissen Wohlstand erarbeitet hatte, wollte es sich dafür etwas gönnen, nämlich ein gutes Gesundheitssystem für alle. Und so baute es kommunale Krankenhäuser mit guten Ärzten und ordentlich entlohntem Krankenpersonal, den Schwestern und Pflegern.

Doch dann kamen Investoren, die von ihrem Geld leben wollten, ohne dafür zu arbeiten. Sie wollten das Geld investieren und durch die Arbeit anderer Gewinne erzielen. Und einige von ihnen waren der Meinung, dass man dies mit Krankenhäusern machen könne. Und weil dem Staat nichts so sehr am Herzen liegt, wie das Wohlergehen der Investoren, beschloss er, das Gesundheitssystem zu privatisieren und damit für die Investoren zu öffnen.

Nun übernahmen viele Investoren zahlreiche Krankenhäuser. Das war möglich, weil der Staat seit einiger Zeit die Steuern soweit gesenkt hatte, dass die Kommunen sich immer öfter verschulden mussten, und daher froh waren, wenn sie die Krankenhäuser nun nicht mehr finanzieren mussten. Außerdem glaubten viele kommunale Kämmerer der Parole „privat vor Staat“ und nicht wenige von ihnen ließen sich gut dafür bezahlen, dass sie doch wenigstens so taten, als ob sie dieser Parole Glauben schenkten.

Damit aber diese Krankenhäuser nun auch Gewinn machten, anstatt einfach der Daseinsfürsorge zu dienen, mussten einige Veränderungen herbeigeführt werden: So wurde ein Teil der Pflegekräfte entlassen, obwohl die Arbeit nicht weniger geworden war. Der übrige Teil, der nun mehr Arbeit hatte, wurde noch dazu schlechter bezahlt als vorher. Und weil diese beiden Ideen so brillant waren, wurde das Gehalt des Klinik-Chefs dafür verdreifacht. Überkapazitäten, wie nicht belegte Betten, wurden als weiterer „Kostenfaktor“ abgebaut. Dass sich dies bei eventuell auftretenden Pandemien einmal rächen könnte, war nicht so wichtig, wie die höheren Gewinne, die das Krankenhaus nun abwarf.

Leider hatte dies alles ein paar ungeahnte Folgen, nicht zuletzt auch für die Politik. Da die Pflegekräfte nun viel schlechter bezahlt wurden als vorher, wollten immer weniger Leute diesen harten Beruf ergreifen, so dass sich die Investoren immer öfter über den -selbst verursachten- „Fachkräftemangel“ beschwerten. Die schlechter bezahlten Pflegekräfte aber fühlten sich von den Regierungsparteien „im Stich gelassen“ und wandten sich nicht selten verstärkt dem linken politischen Spektrum zu.

Um nun den -selbst verursachten- „Fachkräftemangel“ abzuwenden, kamen die Investoren auf eine weitere Idee. Man könnte doch dem Ausland mit einem niedrigeren Lohnniveau die dort ausgebildeten Pflegekräfte abwerben und hierher holen, damit die Löhne möglichst niedrig bleiben können. Das aber rief einige Bio-Inländer auf den Plan, die sich von den ausländischen Pflegekräften bedroht fühlten und sich politisch verstärkt dem rechten Spektrum zuwandten.

Als nun die staatstragenden Regierungsparteien sahen, wie ihr Stimmenanteil im Parlament von früher 90% auf nun ungefähr 50% zusammenschmolz wie eine Bakterienkultur in einer Antibiotikalösung, und sie zudem auch fürchteten, bald noch weniger Zustimmung zu haben, sorgten sie sich um die Regierungsfähigkeit des Landes. Sie beschlossen daher, die nächste Krise für neue Verordnungen und Gesetze zu nutzen, welche die Regierungsfähigkeit des Landes auch dann sicherstellen sollten, wenn die Zustimmung zu diesen Parteien besonders gering werden sollte. Und wenn der Unmut der regierten Bürger zu groß werden würde, dann wollte der Staat über geeignete Mittel verfügen, die Folgen dieses Unmuts gering zu halten.

Als dann tatsächlich eine Pandemie ausbrach, erkannten viele Menschen, wie wichtig die Schwestern und Pfleger für die Gesellschaft sind. Einige von ihnen kamen sogar auf die Idee, die Privatisierung des Gesundheitswesens wieder zurückzunehmen und die Krankenhäuser nicht länger dem Prinzip der Gewinnmaximierung zu unterwerfen, auf dass die Pfleger und Schwestern wieder ordentlich für ihre harte Arbeit entlohnt würden. Da wurde es den Investoren aber angst und bang um ihre Profite und Dividenden und es war ein großes Heulen und Zähneklappern. Und so liefen sie zu ihren Politikern, auf dass diese ihnen helfen mögen, die Löhne niedrig und die Profite hoch zu halten. Und tatsächlich hatten diese den Einfall, die Betreffenden einfach mit einer einmaligen Bonus-Zahlung abzuspeisen. Und um die Zahl der Kritiker noch weiter zu verringern, entdeckte man noch eine ganz andere Währung, um die sich mühenden Schwestern und Pfleger zu entlohnen, nämlich: den Applaus. Das hatte gleich mehrere Vorteile. Er verleiht Anerkennung, er ist öffentlichkeitswirksam, und vor allem: er kostet nichts! So blieben die Gewinne der Investoren in voller Höhe gesichert, auf dass diese beruhigt wieder schlafen konnten.

Und die Angehörigen der Pflegedienste? Versuchen seitdem, ihre Miete durch Klatschen zu bezahlen.